Menschen aus Satzvey erzählen von damals

In dieser Rubrik lassen euch Menschen aus Satzvey an ihren Erinnerung an das Satzveyer Dorfleben von damals teilhaben.

Klapperkinder | Otmar Egeler

Von der Zeit der Gründonnerstag-Abendmesse bis zum Gottesdienst am frühen Ostermorgen war das Glockenläuten verboten (wahrscheinlich, weil man es in der Hauptsache mit freudigen Ereignissen verband und nicht mit der Leidenszeit Jesu). Und auch bei den Gottesdiensten wurde zum Beispiel beim Eingang des Priesters zum Altar oder bei der Wandlung nicht „gebimmelt“.

Uns Kindern sagte man, die Glocken seien nach Rom geflogen „zum Breiessen“.

Statt des Läutens wurde morgens, mittags und abends geklappert.

Aufstellung war am Marktplatz und voraus schritt ein etwas älterer Junge, der mit einer vor dem Bauch hängenden Ratsche den Takt (damals übrigens etwas langsamer als heute) angab. Dieses „Instrument“ wurde vom Schreinermeister Breuer (der auch Friedensrichter war und uns für ein paar Mark die Klappern herstellte) an die Klapperjungen (Mädchen und Messdienern war die Teilnahme untersagt) ausgeliehen.

Hinter dem Taktgeber folgen die übrigen Klapperjungen (damals ca. 20 bis 25) in Zweierreihen durch das Dorf und riefen morgens „Morjejlock“, einige Verwegene dann hinterher „Hau en opp de Kopp“, mittags „Mir lögge Meddach“ und abends „Ovendsjlock“.

Beendet wurde der Rundgang traditionell am ersten Burgturm, wo das Klappern so schön hallte.

[veröffentlich in der Satzvey-WhatsApp-Gruppe am 19. April 2025, redaktionell leicht überarbeitet; mit freundlicher Genehmigung von Otmar Egeler]

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