Der Ortsname „Satzvey“

Wer den Ortsnamen „Satzvey“ zum ersten Mal hört, mag sich fragen: „Wie spreche ich den eigentlich aus?“ und „Wo kommt der eigentlich her?“. Die erste Frage ist leicht beantwortet: Satz-Fei. Die zweite Antwort jedoch führt uns bis in die Jungsteinzeit…

Der älteste bekannte Name von Satzvey lautet „Veye“, der ungefähr auf das Jahr 1160 zurückgeht. Der Name ist auf einer undatierten Liste der Äbtissin des Stifts Dietkirchen (bei Bonn) zu finden. In dieser Liste von „Gütern und Gerechtigkeiten“ geht es um den Rückerwerb von Ländereien – darunter eben auch den damaligen Grundbesitz „Veye“.

Das „Satz“ von Satzvey

Aus Veye wurde 1506 schließlich Satzvey, erstmals in dieser Form zusammengesetzt in einer historischen Rechtsquelle, einem sogenannten Weistum. Das vorangehende „Satz“ geht wohl auf das althochdeutsche „saza“ zurück, das „Sitz“ oder „Wohnsitz“ bedeutet. „Vey“ bezieht sich auf den Veybach (auch „die Vey“ genannt), der durch den Ort fließt. Satzvey ist also der „Wohnsitz am Veybach“. 

Jetzt schließt sich natürlich die Frage an, woher der Veybach seinen Namen hat. Genauer: Was bedeutet eigentlich „Vey“?

Aus der Chronik der Schule Satzvey, angelegt im Jahre 1911 von Lehrer Langen. Als Reprovorlage zur Verfügung gestellt von Herrn Klaus Krüger, Satzvey.

Das „Vey“ von Satzvey

Aufschluss darüber geben die Recherchen des Ortsnamenforschers Gerhard Mürkens. Matronensteinen, die in Euskirchen und Zingsheim gefunden wurden, sind den „Matronae Fachinhae“ gewidmet, den „Matronen der Fachina“. In keltisch-römischer Zeit hieß der Veybach vermutlich „Fachina“. Laut Mürkens seien die Muttergottheiten zweifellos nach dem Veybach benannt; genau genommen jedoch von einer nach dem Veybach benannten römischen Siedlung, auf die Ziegel- und Steinfunde zwischen Euskirchen und Euenheim hindeuten.

„Fachina“ wiederum geht wohl auf das vorkeltische jungsteinzeitliche „Bacina“ zurück. Bacina bedeutet zwar „die Eilende“, hat sich aber wohl schon früh als Grundwort für ein Fließgewässer wie „Fluss“ oder „Bach“ etabliert. Bacina sowie Varianten und Abkürzungen davon findet man heute noch in einigen Fluss- und Bachnamen, darunter auch im Veybach.

Ortsnamen am Veybach

Der Veybach ist Bestandteil einiger Orts- und Straßennamen sowie Flurbezeichnungen entlang seines Laufs. Dabei ist auffällig, dass flussabwärts alle „Veys“ ab einschließlich Katzvey mit „V“ geschrieben werden, davor alle mit „F“. Dies liegt in den ehemaligen Regierungsbezirken begründet, denen die Orte zugeordnet waren. So hat man für die Ortsbzeichnungen im alten Regierungsbezirk Aachen ein „F“ gesetzt, im ehemaligen Regierungsbezirk Köln ein „V“.

Von der Quelle in der Nähe von Kallmuth und Urfey bis zur Mündung in die Erft im Norden Euskirchens:

  • Urfey
    • Straße „Urfeyer Straße“
  • Eiserfey
    • Straße „Am Feybach“
  • Vussem
    • Straße „Im Feytal“
  • Breitenbenden
    • Feyermühle
    • Straße „Feyermühler Straße“
    • Flurstück „Hinter der Feyermühle“
  • Mechernich
    • Straße „Feytalstraße“
    • Straße „Feyer Weg“
    • Straße „Am Feybach“
    • Flurstück „Die Feyer Benden“
    • Flurstück „An der Fey“
  • Burgfey
    • Flurstück „Der Burgfeyer Acker“
  • Katzvey
    • Flurstück „Die Katzveyer Benden“
  • Satzvey
    • Straße „Veybachstraße“
    • Flurstück „Juffer Vey
    • Flurstück „Veynauer Gebüsch“
  • Burg Veynau
    • Flurstück „Veynauer Bend“
    • Flurstück „An der Veynauer Bach“
  • Euskirchen
    • Straße „Veybachstraße“
    • Straße „Veynauer Weg“

Der Name Satzvey geht also bis in die vorkeltische Zeit zurück. Ist es nicht erstaunlich, wie viel Geschichte in einem Ortsnamen mit sieben Buchstaben steckt?

[Sascha Jost]


Quellen

Mürkens, Gerhard (1958): Die Ortsnamen des Kreises Euskirchen, Ein Beitrag zur Siedlungsgeschichte des Kreises

Krüger, Klaus (1990): War Satzvey, Eiserfey oder Kirchsahr gemeint?, Jahrbuch des Kreises Euskirchen 1990

Cookie Consent mit Real Cookie Banner